Ebook Free Das Parfum: Die Geschichte eines Mörders, by Patrick Süskind
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Das Parfum: Die Geschichte eines Mörders, by Patrick Süskind
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Über den Autor und weitere Mitwirkende
Patrick Süskind, geboren 1949 in Ambach am Starnberger See, studierte in München und in Aix-en-Provence mittlere und neuere Geschichte und verdiente seinen Lebensunterhalt zunächst mit dem Schreiben von Drehbüchern. 1984 erschien sein Ein-Personen-Stück ›Der Kontrabaß‹, 1985 sein Roman ›Das Parfum‹, der 2005 von Tom Tykwer verfilmt wurde. 1987 folgte die Erzählung ›Die Taube‹ und 1991 ›Die Geschichte von Herrn Sommer‹, mit Illustrationen von Jean-Jacques Sempé. Patrick Süskinds Werk ist in über fünfzig Sprachen übersetzt.
Leseprobe. Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber. Alle Rechte vorbehalten.
Im achtzehnten Jahrhundert lebte in Frankreich ein Mann, der zu den genialsten und abscheulichsten Gestalten dieser an genialen und abscheulichen Gestalten nicht armen Epoche gehörte. Seine Geschichte soll hier erzählt werden. Er hieß Jean-Baptiste Grenouille, und wenn sein Name im Gegensatz zu den Namen anderer genialer Scheusale, wie etwa de Sades, Saint-Justs, Fouchés, Bonapartes usw., heute in Vergessenheit geraten ist, so sicher nicht deshalb, weil Grenouille diesen berühmteren Finstermännern an Selbstüberhebung, Menschenverachtung, Immoralität, kurz an Gottlosigkeit nachgestanden hätte, sondern weil sich sein Genie und sein einziger Ehrgeiz auf ein Gebiet beschränkte, welches in der Geschichte keine Spuren hinterläßt: auf das flüchtige Reich der Gerüche. Zu der Zeit, von der wir reden, herrschte in den Städten ein für uns moderne Menschen kaum vorstellbarer Gestank. Es stanken die Straßen nach Mist, es stanken die Hinterhöfe nach Urin, es stanken die Treppenhäuser nach fauligem Holz und nach Rattendreck, die Küchen nach verdorbenem Kohl und Hammelfett die ungelüfteten Stuben stanken nach muffigem Staub, die Schlafzimmer nach fettigen Laken, nach feuchten Federbetten und nach dem stechend süßen Duft der Nachttöpfe. Aus den Kaminen stank der Schwefel, aus den Gerbereien stanken die ätzenden Laugen, aus den Schlachthöfen stank das geronnene Blut. Die Menschen stanken nach Schweiß und nach ungewaschenen Kleidern; aus dem Mund stanken sie nach verrotteten Zähnen, aus ihren Mägen nach Zwiebelsaft und an den Körpern, wenn sie nicht mehr ganz jung waren, nach altem Käse und nach saurer Milch und nach Geschwulstkrankheiten. Es stanken die Flüsse, es stanken die Plätze, es stanken die Kirchen, es stank unter den Brücken und in den Palästen. Der Bauer stank wie der Priester, der Handwerksgeselle wie die Meistersfrau, es stank der gesamte Adel, ja sogar der König stank, wie ein Raubtier stank er, und die Königin wie eine alte Ziege, sommers wie winters. Denn der zersetzenden Aktivität der Bakterien war im achtzehnten Jahrhundert noch keine Grenze gesetzt, und so gab es keine menschliche Tätigkeit, keine aufbauende und keine zerstörende, keine Äußerung des aufkeimenden oder verfallenden Lebens, die nicht von Gestank begleitet gewesen wäre. Und natürlich war in Paris der Gestank am größten, denn Paris war die größte Stadt Frankreichs. Und innerhalb von Paris wiederum gab es einen Ort, an dem der Gestank ganz besonders infernalisch herrschte, zwischen der Rue aux Fers und der Rue de la Ferronnerie, nämlich den Cimetière des Innocents. Achthundert Jahre lang hatte man hierher die Toten des Krankenhauses Hôtel-Dieu und der umliegenden Pfarrgemeinden verbracht, achthundert Jahre lang Tag für Tag die Kadaver zu Dutzenden herbeigekarrt und in lange Graben geschüttet, achthundert Jahre lang in den Grüften und Beinhäusern Knöchelchen auf Knöchelchen geschichtet. Und erst später, am Vorabend der Französischen Revolution, nachdem einige der Leichengräben gefährlich eingestürzt waren und der Gestank des überquellenden Friedhofs die Anwohner nicht mehr zu bloßen Protesten, sondern zu wahren Aufständen trieb, wurde er endlich geschlossen und aufgelassen, wurden die Millionen Knochen und Schädel in die Katakomben von Montmartre geschaufelt, und man errichtete an seiner Stelle einen Marktplatz für Viktualien. Hier nun, am allerstinkendsten Ort des gesamten Königreichs, wurde am 17. Juli 1738 Jean-Baptiste Grenouille geboren. Es war einer der heißesten Tage des Jahres. Die Hitze lag wie Blei über dem Friedhof und quetschte den nach einer Mischung aus fauligen Melonen und verbranntem Horn riechenden Verwesungsbrodem in die benachbarten Gassen. Grenouilles Mutter stand, als die Wehen einsetzten, an einer Fischbude in der Rue aux Fers und schuppte Weißlinge, die sie zuvor ausgenommen hatte. Die Fische, angeblich erst am Morgen aus der Seine gezogen, stanken bereits so sehr, daß ihr Geruch den Leichengeruch überdeckte. Grenouilles Mutter aber nahm weder den Fisch- noch den Leichengeruch wahr, denn ihre Nase war gegen Gerüche im höchsten Maße abgestumpft, und außerdem schmerzte ihr Leib, und der Schmerz tötete alle Empfänglichkeit für äußere Sinneseindrücke. Sie wollte nur noch, daß der Schmerz aufhöre, sie wollte die eklige Geburt so rasch als möglich hinter sich bringen. Es war ihre fünfte. Alle vorhergehenden hatte sie hier an der Fischbude absolviert, und alle waren Totgeburten oder Halbtotgeburten gewesen, denn das blutige Fleisch, das da herauskam, unterschied sich nicht viel von dem Fischgekröse, das da schon lag, und lebte auch nicht viel mehr, und abends wurde alles mitsammen weggeschaufelt und hinübergekarrt zum Friedhof oder hinunter zum Fluß. So sollte es auch heute sein, und Grenouilles Mutter, die noch eine junge Frau war, gerade Mitte zwanzig, die noch ganz hübsch aussah und noch fast alle Zähne im Munde hatte und auf dem Kopf noch etwas Haar und außer der Gicht und der Syphilis und einer leichten Schwindsucht keine ernsthafte Krankheit; die noch hoffte, lange zu leben, vielleicht fünf oder zehn Jahre lang, und vielleicht sogar einmal zu heiraten und wirkliche Kinder zu bekommen als ehrenwerte Frau eines verwitweten Handwerkers oder so ... Grenouilles Mutter wünschte, daß alles schon vorüber wäre. Und als die Preßwehen einsetzten, hockte sie sich unter ihren Schlachttisch und gebar dort, wie schon vier Mal zuvor, und nabelte mit dem Fischmesser das neugeborene Ding ab. Dann aber, wegen der Hitze und des Gestanks, den sie als solchen nicht wahrnahm, sondern nur als etwas Unerträgliches, Betäubendes - wie ein Feld von Lilien oder wie ein enges Zimmer, in dem zuviel Narzissen stehen -, wurde sie ohnmächtig, kippte zur Seite, fiel unter dem Tisch hervor mitten auf die Straße und blieb dort liegen, das Messer in der Hand.
Produktinformation
Taschenbuch: 336 Seiten
Verlag: Diogenes; Auflage: 1. (1994)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 9783257228007
ISBN-13: 978-3257228007
ASIN: 3257228007
Größe und/oder Gewicht:
11,4 x 2,5 x 19 cm
Durchschnittliche Kundenbewertung:
4.2 von 5 Sternen
830 Kundenrezensionen
Amazon Bestseller-Rang:
Nr. 2.920 in Bücher (Siehe Top 100 in Bücher)
Der im Frankreich des frühen 18. Jahrhunderts geborene Jean-Baptiste Grenouille, ausgestattet mit einem übermenschlichen Geruchssinn, geht auf der Jagd nach dem perfekten Parfum über Leichen.Was sich anhört, wie ein interessanter Krimi, ist in der Tat viel mehr als nur das. So viel mehr, dass ich einen ganzen Aufsatz schreiben möchte, mit dem ich den Rahmen einer Rezension jedoch sprengen würde. Deshalb die wichtigsten Punkte, die unter der bloßen Kriminalgeschichte lauern, in aller Kürze:1. Süskind thematisiert mit aller Schärfe den unterschwelligen Einfluss der Gerüche auf unser Fühlen, Denken und Handeln und zerstört damit das, was wir doch so lieb haben: Die Illusion, wir seien uns über unsere Beweggründe allzeit und vollständig bewusst.2. Der Protagonist ist nicht einfach ein menschenverachtendes Monster. Er ist ein Genie. Der Autor treibt den Leser dadurch in einen Balanceakt auf das dünne Seil zwischen Abscheu und Bewunderung.3. Durch oft subtile Ironie, die beim Leser für zahlreiche Schmunzeleffekte sorgen dürfte, entlarvt Süskind nicht nur den Klerus (vom Mönch bis zum Bischof), nicht nur die mittleren (von der Amme bis zum Meister eines Handwerks), sondern auch die scheinbar aufgeklärten Gesellschaftsschichten (vom Richter bis zum "Wissenschaftler") des frühen 18. Jahrhunderts in all ihrer Naivität, Selbstüberschätzung und ihrem Dilettantismus.Alles in allem, da nicht nur ein Universum verschiedenster Themen und "Motive", sondern auch in sprachlich-stilistischer Sicht schlichtweg ein Meisterwerk, einer der besten Romane der sogenannten Gegenwartsliteratur.
Es gibt Bücher die kann man immer lesen - egal ob sie 1900 oder heute geschrieben wurde - egal in welcher Epoche -hier um 1750 - sie spielen. NIcht nur die Story ist unglaublich spannend - das Buch vermittelt auch einen nachhaltigen Eindruck des Lebens in dieser Zeit. Es geht um eine "feine Nase" die kombiniert ist mit einer Form der Hochbegabung. Letzteres ist für die meisten Menschen die diese besitzen mehr ein Fluch als ein Segen und so auch in dieser Geschichte. Für einen "Normalriecher" kommt man immer wieder auf den Gedanken das einiges so nicht sein kann und überzogen ist - und dann denkt man an Spürhunde, die eine Spur über Kilometer verfolgen können - also doch wenig Fantasie und eine glaubhafte Geschichte - die sich hoffentlich so, oder in ähnlicher Form nie zugetragen haben sollte. Spannend und Weiterbildung - ein herausragendes Buch. Absolut lesenwert - auch wenn man sich nicht für Parfume interessieren sollte - es ist ein Blick in eine eigene Welt
Gott sei Dank ist das Buch so geblieben, wie es Patrik Süskind geschrieben hat und kein anderer hat es "bearbeitet". Ein sehr gutes, wenn auch schon älteres Buch; man kann sich in die beschriebene Szenerie richtig "hineinsetzen". Nicht umsonst wurde es verfilmt, wenn auch der Film dieEindrücke und Begebenheiten der beschriebenen Zeit, in keinster Weise wie das Buch, nahe bringen kann. Auch heute noch ein Buch zum weiterempfehlen und der fünf Sterne mehr als würdig.
Tja, jetzt habe ich "Das Parfum" von Patrick Süskind endlich gelesen. Soll man das Buch jetzt einfach weglegen oder doch auch eine eigene Rezension schreiben?Ein möglicher Einwurf ist sicher berechtigt: "es wurde eigentlich alles schon gesagt ... nur noch nicht von jedem."Anderseits ist es eines der international meist verkauften deutschen Bücher, viel diskutiert und auch verfilmt. Es ist es also wert, nochmal zu reflektieren.Gefesselt hat Teil 1, die Geschichte des Jean-Baptiste Grenouille, wie er die Geburt überlebt, als Kostkind aufwächst, noch als Kind bei einem Gerber unter Lebensgefahr schuften muss, für sich die Welt der Gerüche entdeckt und später dann bei Parfumeur Baldini landet. Wie sagt man so schön, ein Sittengemälde, das einem in eine andere Zeit entführt und vor allem, und das ist sicher einer der Gründe für den Erfolg des Buches, über den sonst in unserer grellen und lauten Welt eher weniger beachteten Geruchssinn. Auch wenn es eine Erzählung bzw. Schilderung ist, mit Überhöhungen und Übertreibungen, aber insgesamt doch sehr anschaulich und stimmig. Gerade die detaillierten Beschreibungen der Arbeiten eines Parfumeurs wirken sehr authentisch.Etwas schwerer getan habe ich mit Teil 2. Das Überleben auf einem über 2000m hohen Berg mit Frost im Winter, über 7 Jahre, ohne Kontakt zur sog. Zivilisation, ohne neue Kleidung, nur Flechten und Wasser, usw. Das wirkt insgesamt unrealistischer als Teil 1, ist allenfalls als Allegorie zu verstehen. Das Erleben der noch nicht mal bloßen Existenz, das spätere Erfahren von Traumwelten, und dann nach 7 Jahren der Entschluss wieder in die Zivilisation zurückzukehren.Teil 3 ist dann wieder ein Wechselbad. Sehr stimmig der Einzug nach Grasse, das Weiterleben seiner Bedürfnisse alle Grundlagen der Parfumeurkunst zu verstehen, der Drang den Menschenduft zu verstehen und zu konservieren. Die Mordserie, die allerdings dann fast nur in einem Nebensatz abgehandelt wird (wie ich finde zu knapp). Das Hinlaufen auf den finalen Mord der göttlichen Laure. Die Aufklärungsversuche. Und schließlich seine Entdeckung und Verurteilung zum Tode. Und dann wird es wieder etwas schwierig. Natürlich erwartet der Leser einen Überraschungseffekt oder eine Pointe. Aber mir ist die von seinem Parfum ausgelösten Wallungen, die gemeinschaftliche Orgie einfach eine Nummer zu absurd. OK, muss man wieder den Lesemodus "Allegorie/Metapher" (oder das Erlauben der Stilmittel der Postmoderne) einschalten. Stimmiger ist dann wieder die Rückkehr nach Paris und der inszenierte Selbstmord. Bin mir sicher, dass gerade über Teil 2 und 3 im Deutschunterricht vortrefflich diskutiert werden kann - und versucht wird zu interpretieren.Fazit: so ganz kann ich den Hype um das Buch nicht nachvollziehen, das wirklich rare Meisterwerk zeitgenössischer Prosa entdecken. Es gibt eben so unendlich viele lesenswerte Bücher.Aber: Ich habe es nicht bereut das Buch gelesen zu haben. Es hat mich die meiste Zeit gefesselt und erzählt eine interessante und spannende Geschichte. Und wenn es wie in diesem Fall noch die Nebenwirkung hinterlässt, die reale Welt nicht nur mit Augen und Ohren, sondern auch wieder etwas bewusster über die Nase wahrzunehmen, das ist doch wunderbar!Und ja, es ist Weltliteratur! Es ist gleichzeitig auch Trivialliteratur!Lesbar für alle, im Literatur-Seminar, in der Schule, als leichte Urlaubslektüre.Der eine liest ein Sittengemälde, der nächste einen Kriminalroman, der dritte einen Fantasyroman.Für den einen ist es sein/ihr Lieblingsbuch, der nächste findet es abscheulich.Die eine vergibt 5 Sterne, ihr Nachbar nur einen Stern.Das allerwichtigste zum Schluss aus meiner ur-eigenen Sicht:Es hat mir "Lust am Lesen" bereitet! Und darum geht es doch! Und dafür 5 Sterne!
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